Ethik in biographischer Perspektive

Theologinnen aus Ost und West erzählen
  • Austausch im Seminar
    Foto: Johannes Müller
    Hintergrund Im Sommersemester 2023 fand ein Hauptseminar statt, das Lehrinhalte von Kirchengeschichte und Ethik zusammendenken beabsichtigte. Ziel dabei war es, Ethik im Sinne einer narrativen Ethik in konkreten Lebenserzählungen zu entdecken, sodass die Studierenden Beispiele kennenlernen, anhand derer sie einüben, ihre eigenen ethischen Entscheidungen historisch zu verorten und kritisch zu reflektieren.
    Theologinnen aus Ost- und Westdeutschland (Geburtsjahre 1940 bis 1960) wurden als Zeitzeuginnen in ausgewählten Seminarsitzungen mit Methoden der Oral History interviewt zu ethischen Themen, die ihren eigenen (kirchlich-)beruflichen Weg geprägt haben. So wurde ein anschaulicher und nachhaltiger Zugriff auf ethische Themen der 1980er- und 1990er-Jahre wie Frieden, Feminismus und Gleichberechtigung, Ökumene, Umwelt, Homosexualität u.a. ermöglicht.
  • Ideen sammeln im Seminar
    Foto: Johannes Müller
    Problemanzeige Die Projektidee reagiert auf die Beobachtung, dass Studierende ethische Problemlagen und die dazugehörige Entscheidungsfindung oft nur wenig historisch rückbinden können. Dies gilt in besonderer Weise für die unterschiedlichen ethischen Diskurse in West- und Ostdeutschland in den 1980er- und 1990er-Jahren. In der ethischen Literatur dominiert deutlich der westdeutsche Blick auf ethische Herausforderungen, dies gilt etwa für Geschlechterfragen oder die Frage des Schwangerschaftsabbruchs. Evangelische Ethik ist nur verständlich vor ihrer historischen Entwicklung, gerade die Jahrzehnte nach 1945 markierten einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel hin zu einer Individualisierung ethischer Entscheidungsfindung. Dabei sind alle zu untersuchenden Debatten eingebettet in die gesellschaftliche, weltanschauliche und religiöse Landschaft der Bundesrepublik nach 1945.
  • Zuhören im Seminar
    Foto: Johannes Müller
    Durchführung Die Studierenden wurden angeleitet, in Zweierteams jeweils ein Interview eigenständig vorzubereiten. Zudem übernahmen sie mithilfe der Aufzeichnung des Interviews die Nachbereitung im Seminar und konzentrierten sich dabei auf kurze Ausschnitte, in denen jeweils ein Thema zur Sprache kam. Die jeweiligen Ausschnitte sowie das gesamte Interview sind über die untenstehenden Slider abrufbar.

Ausgerichtet wurde das Seminar von Jun.-Prof. Sarah Jäger und Johannes Müller.

Im Vorhinein wurde dafür eine Förderung der Akademie für Lehrentwicklung im Bereich       Innovation in der Lehre (2022) gewährt.

Durch einen Abendvortrag    pdf, 1 mb wird das Thema "Ethik in biographischer Perspektive" auch im Wintersemester 2023/24 weitergeführt.

Interview Ausschnitt
... über Ökumene und das Leben im Konvent
Ute Knie
... über die 'Bibel in gerechter Sprache' und Prophetinnen
Kerstin Gommel
... über das Theologiestudium in der DDR und die 'Schere im Kopf'
Christine Busch
... über den Konziliaren Prozess und Studieren in Schottland