Nag Hammadi und die Erforschung der Codices im Osten Deutschlands
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Theologische Literaturzeitung, Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft
Foto: Valerie Gilg1945 fand man in der Nähe des ägyptischen Ortes Nag Hammadi antike Papyri, die auf Koptisch verfasst wurden und zu denen hauptsächlich nicht kanonisch gewordene christliche Schriften (z.B. das Thomasevangelium) gehören. Im Zuge der sukzessiven Edition, Übersetzung und Erforschung dieser Texte spielte der „Berliner Arbeitskreis für koptisch-gnostische Schriften“ in der DDR eine wichtige Rolle. Diese besonderen Arbeitsbedingungen, unter denen Wissenschaftler*innen im Osten Deutschlands und im Umbruch der Systeme forschten, thematisierte der erste Tag des Treffens führender deutscher Expert*innen in der Nag-Hammadi-Forschung. Zu den historischen Zugängen kamen am zweiten Tag thematische Präsentationen hinzu, etwa zu aktuellen Forschungsprojekten (z.B. zur inhaltlichen und terminologischen Einordnung der Schriften oder zur Frage nach Samaritanern in diesem Schriftencorpus). Außerdem konnten zum Abschluss der Tagung koptische Papyri in der Jenaer Papyrussammlung besichtigt werden, die bislang noch nicht identifiziert und publiziert sind, um weitere Forschungen hierzu anzustoßen.
Besonders hervorzuheben ist, dass neben Forschenden und Gästen auch interessierte Studierende an der Tagung und den Diskussionen teilnahmen. Drei von ihnen hatten bereits im Sommersemester 2025 begonnen, bei Prof. Dr. Ulrike Kaiser Koptisch zu lernen, und waren somit bereits mit den Anfangsgründen der koptischen Sprache als auch mit bestimmten Themenfeldern aus den Nag-Hammadi-Schriften vertraut.
Insgesamt waren die beiden Tagungstage von einem höchst konstruktiven und anregenden Austausch geprägt, der sowohl dem Rückblick auf bereits Erreichtes diente und die besonderen historischen Gegebenheiten der Nag-Hammadi-Forschung in DDR-Zeiten näher beleuchtete als auch kommende Forschungsvorhaben in den Blick nahm. Eine digitale Publikation der Erträge der Tagung ist geplant.