Religionswissenschaft erforscht - ganz allgemein - die religiösen Traditionen der Vergangenheit und Gegenwart, ihr historisches Werden, Vergehen und Neuentstehen, Zusammenhänge zwischen Religion(en) und jeweiligen Gesellschaftssystem sowie Handlungen (Rituale), Zeugnisse (Schriften und Bauten, Malereien, religiöses Gebrauchsgegenstände, etc.) und Vorstellungen (religiös legitimierte Ge- und Verbote, transzendente Wesen wie Götter, Geister, Zwischenwesen, Tod- und Jenseitsvorstellungen etc.) des religiösen Menschen.
Der Religionswissenschaftler betrachtet dabei Religionen "von außen", nimmt die möglichst wertfreie Position des methodischen Agnostizismus ein - im Gegensatz zum Theologen, welcher seine jeweilige Religion von "innen" heraus, aus der Sicht eines Gläubigen, durchdenkt.
Die Religionswissenschaft bedient sich qualitativer und quantitativer Methoden. Neben Analyse und Interpretation sog. "heiliger" Schriften, Bilder und Gegenstände kommen Feldstudien (z.B. die teilnehmende Beobachtung) zur Anwendung.
Als grundsätzlich interdisziplinäre angelegte Wissenschaft führt die Religionswissenschaft Theorien und Erkenntnisse anderer Kulturwissenschaften wie der Soziologie, Geschichtswissenschaften, Indologie, Tibetologie, Islamwissenschaft, Byzantinistik, Altorientalistik, Judaistik usw. zusammen. Sie distanziert sich dabei entschieden vom Gedanken der Mission.